Weich kann auch hart sein

Ich spreche nicht vom Osterei, das hart sein soll und sich als weich entpuppt. Der Purist mag solchen Zufall als Härte des Schicksals empfinden.

Abschnittsweise sogar auf Hauptverkehrsstrecken, in städtischen Randbereichen, in Dörfern sowieso und auf Nebenstrecken findet man in Argentinien nicht geteerte Wege wie sie unterschiedlicher in ihren Anforderungen an Fahrzeug und Fahrer kaum sein können. Es ist jedenfalls immer spannend welchen Teil der riesigen Bandbreite an Wegbeschaffenheiten man geboten bekommt, wenn man von der Teerstraße abzweigt.

  • Erdwege gibt es hier fast nie. Sie sind am angenehmsten zu befahren, manche federn sogar ein wenig und typisch werden sie wenig befahren.
  • Schotterwege mit einer festen und relativ glatten Oberfläche sind die Vorzeigestücke ihrer Gattung. In Peru, Chile und Bolivien gab’s sowas gar nicht, hier immerhin streckenweise.
  • Nun wird es ungemütlicher: Der festen Oberfläche hat sich eine Wellblechstruktur aufgeprägt. Manchmal lässt die sich zumindest abschnittsweise umfahren, oft aber auch nicht, weil die Ränder weichen Schotter oder gar Sand bereithalten. Wenn du da hineingerätst, stellt sich das Rad quer.
  • Ob Steigerung oder nicht hängt von weiteren Faktoren ab: Wenn es gar keine feste Oberfläche gibt – die Höchststrafen sind hier lockerer Sand oder grobe Steine, die unter einer hohen Staubschicht verborgen sind – sinkt der Reifen also in jedem Fall ein. Im minderschweren Fall, erhöht sich „nur“ der Tretwiderstand.

Auf der letzten Etappe von Uspallata nach Mendoza, über zwei 3100m hohe Übergänge paarte sich eine weiche, ansonsten gut befahrbare Oberfläche auf weiten Strecken mit der Steilheit der Auffahrten. Der Fortbewegungswiderstand war enorm und nahm keine Rücksicht darauf, dass meine Beine nach 14 Tagen ohne echten Ruhetag, bereits angezählt waren. Trotzdem gehören diese beiden Tage zu den eindrucksvollsten meiner Reise. Sieh dir dazu die Bilderstrecke: Camino las Lajas an.

Dieses Prädikat hätte ich der Etappe auf der Abfahrt beinahe wieder entzogen, als die vorherrschenden Straßenverhältnisse der letzten noch fehlenden Kategorie ungeteerter Wege zuzuschreiben waren. Ich musste komplett im Stehen abfahren, konnte meinen Blick keine Sekunde vom Weg nehmen, musste Bremsen bis die Scheiben glühten. Respekt und Gratulation an mein Radl, das das alles mitgemacht hat:

  • Schlechte Straße: Unterspülte Streckenabschnitte, die nur wenig Platz zum Navigieren lassen, grobblockiges Gelände, Passagen auf felsigem Untergrund mit spitzen und/oder scharfkantigen Bruchstellen.

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