… a puncto …

… heißt im Spanischen nur „um“ und für uns hört es sich an, als würde es heißen „pünktlich um“. Dass das überhaupt nicht der Fall ist, weil es wohl das Wort „pünktlich“, zumindest in Argentinien, gar nicht gibt, zeigt folgende Anekdote von der Abholung meines Rucksacks bei einem Bustransportunternehmen.

In Argentinien ist Pünktlichkeit noch viel weniger bekannt als im Rest des von mir bisher bereisten Teil Südamerikas. Unpünktlichkeit ist hier so drastisch, dass man sich auf nichts einstellen kann. Wenn ich irgendwo hin komme, um einen Dienst in Anspruch zu nehmen, frage ich in der Umgebung, wann denn die zuständige Person aufkreuzen würde, denn Öffnungszeiten sind nirgends angeschrieben.
Es kostete mich eine Weile, zu durchblicken, dass ich dann immer die nächste volle Stunde zur Antwort bekomme. Wenn ich zwischen 5 und 6 irgendwo aufkreuze, dann kommt der Diensthabende um 6, bin ich nach 6 dran um 7 und so weiter.
In Perú ging alles immer ganz schnell, weil der, den ich fragte immer gleich zu organisieren begann und weil es ein „außer Dienst“ nicht gab.
In Chile war man da schon gleichgültiger und nahm es mit der Antwort nicht so genau, wann geöffnet werden würde.
Doch der Gipfel ist hier: Fast den ganzen Tag sind die Geschäfte und Büros geschlossen, Öffnungszeiten gibt es nicht und wären eh Makulatur, weil sie nicht eingehalten würden und in den fortgeschrittenen Abendstunden wirst du vertröstet, die Person käme ganz bestimmt, was nicht stimmen muss.

Da sitze ich nun hier, bei 32°C im Busbahnhof von Belèn, habe meinen Rucksack schon durch die Fensterscheiben des Busunternehmens erspäht, es ist mittlerweile 20:30 Uhr und komme an mein Gepäck nicht ran. Die Zikaden kennen nur zwei Töne, das Zweigestrichene Cis, das sich wie ein Pfeifton anhört und darüber das Reibgeräusch einer anderen Gattung. Das ganze ist so ohrenbetäubend laut, dass es stresst.

Ich warte es mal ab, ob die nächste mir genannte Ankunftszeit meines Agenten zutreffender ist: Immerhin stammt diesmal die Angabe von ihm selbst, nachdem ihn ein, mit mir mitfühlender, Kollege angerufen hat: „Nueve y media“
Ja, hier wird bis spät in die Nacht gearbeitet!

PS: Der Mitarbeiter kam tatsächlich noch in dieser Nacht, nur nicht um 21:30 Uhr, sondern um 22:40 Uhr. Mein Humor war aufgebraucht.

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