Über die Anden

Eigentlich wollte ich die Anden von San Pedro de Atacama aus nicht auf Asphalt überqueren, eigentlich! Aber dann erfuhr ich aus Radlerkreisen, dass der Grenzübergang am Paso Sico für Extranjeros nicht mehr geöffnet ist. Mehrere Radler, die’s nicht glauben wollten, seien schon umgekehrt, 200km zurück auf Los. Darauf hatte ich nun wirklich keine Lust (siehe Grenztheater).

So musste es nun über den etwas höheren, dafür asphaltierten Paso Jama gehen. Der ist eigentlich nicht höher als der Paso Sico, aber um ihn zu erreichen, muss man über 4837m und später über 4839m, um nur die größten Hübbel zu nennen.

Mein Zusatzgewicht, den Rucksack mit den Bergsteigersachen, wollte ich da ungern mit hoch wuchten und nachdem das Mitschicken im grenzüberschreitenden Verkehr nicht geht, hab ich versucht einem (wildfremden) Passagier mein Gepäck aufs Auge zu drücken.

Das gelang mir nur mit dem Unglück anderer: Andras, ein in UK lebender Ungar, hatte nämlich das Pech, sein Rad von Air France komplett ruiniert zu bekommen. Entsprechend hatte er – nun als Busreisender, trotz unverminderter Trauer um sein Radl – ein Herz für Radfahrer, also mich.

Beflügelt von meinem Glück fuhr ich die ersten 900 Höhenmeter in 2 Stunden aus dem heißen San Pedro hinaus, bis ich auf 3300m eine zusätzliche Schicht anziehen musste. Der Rest gestaltete sich wesentlich zäher. Am Ende des Tages wurden sogar 2400 Aufstiegshöhenmeter daraus, weil ich das Etappenziel auf der Suche nach einem Windschutz bis kurz vor den ersten Kulminationspunkt verschob.

Immer Steinwüsten, eine trockener und vegetationsloser als die nächste, nicht enden wollende Überquerungen oder Vorbeifahrten an Salaren (letztere sind wenigstens von Vicuñas und manchmal von Flamimgos bevölkert). Ich sehnte mich nach einem Landschaftswechsel, doch auf argentinischer Seite ging es erst einmal so weiter.

Ich war hinter der Grenze wieder mal auf Windschutzsuche und kam im Gegenwind schon kaum mehr voran, da hielt ein Minero neben mir, der mich hinter einem Steinhaufen zurück auf die Piste gondeln sah: Da könne ich lange suchen, etwa 80km. „?Willst du mitfahren?“ Hab ich ja gesagt? Jedenfalls haben wir mein Rad auf seinen Pickup verladen und erst wenige Kilometer bevor mich abgesetzt hat, änderte sich wunschgemäß die Landschaft .

In einem hatte der Lithiumschürfer nicht recht: Die dunklen Wolken bringen wirklich auch Niederschläge. Der nächste Tag begann im Schneetreiben. Später, im Regen, hatte er eine geniale Anfahrt durch einen Canyon zu bieten. Dann frustrierte er in einer dann doch wieder nicht enden wollenden Ebene (mit Salar) mit einem heftigen Regenguss und mit auflebenden Winden von … natürlich, von vorn. Das Gelände verengte sich und – Bernoulli hatte Recht – das macht den Wind nur heftiger. Kurz vor dem Pass auf 4190m noch ein Schneeschauer, wer hat Vergnügungssteuer gezahlt?

Auf der anderen Seite war der Wind fast weg. Wo der wohl hin ist oder her kam? Eine – allen Schichten zum Trotz – saukalte, aber der besten Abfahrten meines Lebens begann:

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