Wie unterschiedlich Lima sich präsentiert: Zuerst hatte ich mir ganz ungläubig die Augen gewischt, als ich auf den ersten Radweg gestoßen bin. Das „Sich-durch-Autoschlangen-quälen“ in Flughafen-Nähe hatte eher in mein Klischee gepasst. Verdreckte Straßen und Menschen, die dieser feindlichen Welt ein Leben abringen, ihre Habseligkeiten auf einem Handkarren, irgendwelchen Geschäften nachgehen, von denen man sich nicht vorstellen kann, dass sie über Wasser halten. Die Hässlichkeiten – von Bausünden kann man hier nicht mehr sprechen – wichen erst wenige Meter vor meinem Quartier stattlichen Plätzen, deren einheitliche Erscheinungsbilder ihresgleichen suchen.

Anderntags war ich zu früh dran, um mein Radl direkt zur evangelischen Kirche zu bringen, wo es auf mich warten soll, bis es richtig los geht. Auf dem Weg dorthin waren die Fahrradwege – auf den begrünten Mittelstreifen angelegt – gegenüber dem Autoverkehr die klar schnellere Fortbewegungsalternative. Warum sich die Leute in die Staus stellen, erschließt sich mir nicht. Vielleicht braucht man, um mit dem Rad schneller zu sein, Komoot, das einen um den großen Wahnsinn herumleitet. Radwege gibt es nicht überall, aber sie sind mit Herz gemacht.


Der Name des Stadtteils mag auf die Begrünung Bezug nehmen.
Eigentlich ein Wahnsinn in einer Wüstenstadt (seit mindestens 70 Jahren ist das Nebelnässen der einzige Niederschlag hier.)

Hier lebt ein anderes, im westlichen Sinn sehr modernes Stadtvolk. Alles ist gepflegt in den Parallelstraßen verhindern „schlafende Polizisten“ den Durchgangsverkehr und freilich sind die Villen bewacht, von Mauern umgeben und mit Videokameras ausgestattet.


Auf der Rückfahrt von der Bleibe meines Radls in Surco, mit einem verwegen aussehenden Bus, bot sich mir ein krass gegensätzliches Bild. Wir fuhren durch Elendsviertel, die nur von Dreck zusammengehalten werden.

Lieber Bruder, lieber Sohn!
Das erste, was wir uns gedacht haben, als wir deine Bilder sahen: man sieht doch die koloniale Vergangenheit gewaltig; zumindest an den Prachtbauten, die sich Klerus und andere Machthaber da so hingestellt haben… schaut alles recht spanisch aus! Auch beim Teesortiment haben wir uns spontan erstmal an einen deutschen Bioladen erinnert gefühlt, aber dann… obst- und früchtemäßig bist du halt doch recht eindeutig auf einem anderen Kontinent angekommen (von den favelas ganz zu schweigen).
Wir hier sind natürlich weiterhin eher mit europäischen Klassikern beschäftigt – die Weinernte hat begonnen. Insofern liebe & süße Grüße von uns, wir freuen uns weiterhin auf viele Bilder und spannende Berichte aus Übersee!
Herzlich, die Glaa & die Mu
PS.: …ähm, mein Germanistenherz kann natürlich nicht anders, du verzeihst: Rückgrat. 🙂 😉