Du, W hat den Alleinradler Chr, du, in Melaka/Malaysia getroffen. Es entstand folgendes Interview, das wir im Einvernehmen mit beiden Dus hier veroeffentlichen.
W: Nach 12 000 geradelten Kilometern und ueber 500 Stunden Alleinradeln ists Zeit fuer eine kleine Bilanz: Wie fuehlst du dich?
Chr: Jaaa, gute Beine. Kann nicht klagen.
W: Das hoert sich jetzt wenig euphorisch an.
Chr: Stimmt auch so, die euphorischen Momente auf den letzten 3000 (tropischen) Kilometern waren wenige: Die Landschaft um Krabi peitschte mich so richtig oder der Blick hinein nach Perlis hinter der thailaendisch-malayischen Grenze, der Anblick der Tioman Insel vom Boot aus (doch mit seekrankem Bauch) und das wars auch schon.
W: Was hat dir am meisten gefallen auf deiner Reise?
Chr: Uff, die Frage ist zu gross. Die Reise ist ja nicht aus einem Guss.
Der erste Teil durch die Mongolei mit Freunden war ganz anders, als der allein in der tibetischen Hemissphaere, obwohl ich oft Vergleiche angestellt habe, weil die Siedlungsweisen sich so aehneln. Dann kam ab Lijang so eine Ueberleitung zum chinesischen Sueden, die anfangs super einsam war, dann aber im Umweltfiasko endete, das hat schon auch ernuechtert, wie auch die ersten Kilometer der Weiterfahrt suedlich von Kunming. Das waren die Passagen, die ich am ehesten herausschneiden wuerde. Landschaftlich waren auch die Reis- und Teefelder ein Hit, doch Cass und Cara wieder zu treffen war ein kaum zu beschreibender Hoehepunkt, so wie auch die Radelei mit ihnen.
Als ich dann in Laos allein war, musste ich erst verkraften wieder allein zu sein. Das ging mir im Sueden Thailands auch so, als Christian wieder heimgeflogen ist. Und tatsaechlich waren die Wochen mit ihm reicher als die davor und danach. Alles warum man die Tropen mal erleben sollte hat er mitgekriegt.
W: Die Tropen kommen so als Metapher fuer Langeweile rueber?
Chr: Ich war lange fasziniert von der Vegetation und das trug mich auch meistenteils. Hier in Malaysia ist der Artenreichtum in den Regenwaeldern ja eigentlich am groessten, aber gerade hier schlug dann schon oft der Stumpfsinn beim Durchradeln endloser Plantagen zu. Die Palmoelplantagen hatten mich in Thailand ja sogar noch fasziniert, die riesigen Faecherblaetter, die das Sonnenlicht in Streifen schneiden, doch auch das hat sich irgendwann abgenutzt. Sagen wir so: Fuehre man in unseren Breiten 2000 km in den Sueden, waeren die Landschaftswechsel viel dramatischer als hierzulande. Das haengt sicher mit dem Sinus zusammen, der ist halt fuer Argumente nahe 90 Grad nicht mehr steil ist.
W: Wuerdest du die Reise wieder so planen?
Chr: Im Wesentlichen ja. China war einfach Klasse und deshalb wuerde ich wohl auf Kosten des aeussersten Sueden noch mehr dort radeln.
W: Bist du fitter geworden?
Chr: Das laesst sich schwer beantworten, denn in China war ja ein ganz anderes Relief zu bewaeltigen und zudem hatte ich mehr Gepaeck. Wenn ich meine Schnitte anschaue, wuerde ich sagen nein. Auf der anderen Seite sind meine Etappen immer laenger geworden und ich hab den Schnitt so zwischen 24 und 25 km/h auch halten koennen, wenn ich zwischendrin mal gebummelt habe. In den letzten drei Tagen bin ich ueber 500km gefahren, ich weiss nicht, ob mich dass nicht total erledigt haette frueher, jetzt erschoepft es mich gar nicht mehr. Also doch, wohl ja.
W: Du, ich danke dir fuer das Gespraech.
Chr: Du, das war mir ein Vergnuegen.
Ja Christof…
Da kommen Beschwerden, dass wir dir nicht auf dein Tagebuch antworten…
Das ist nur zu deinem Schutz!
Oder wie stellst du dir das vor, wenn man gerade nach einem weiteren 11 Stunden Tag im Labor nach Hause kommt und dann liest, wie du gerade über die endlosen Weiten der Palmölplantagen beschwerst und über die viele tropische Hitze? Was soll man dir da schreiben?
Am ehesten bietet es sich leider in diesem Moment an, auf dich zu fluchen, weil einem gerade vor Neid sooo schlecht wird, man weitere 12 Wochen im Labor mit nur einer Woche Unterbrechung vor sich hat, das eigene von Lösungsmitteldämpfen entfärbte, aufgedunsen blasse Gesicht im Spiegel nicht mehr sehen will/kann.
Dass einen abends der Rechner an dem man Protokolle schreibt in den Schlaf summt anstatt dem sanften Brausen der Wellen am nahen Strand.
Rein die Tatsache, dass ich in der GANZEN letzten Woche nur EINMAL (Sonntag) länger als 1 Stunde drausen an der frischen Luft war…. Und mir vorstelle, wie du nach drei Stunden auf dem Fahrrad an einem Baum gelehnt dasitzt und den wohltuenden Schatten genießt.
Ja ja… ich kann nur hoffen, dass du uns nicht bewusst so quälst mit deinen Reiseberichten, mit deinen Beschreibungen davon wie das Leben sein könnte, wenn man nicht gefangen wäre in einer sich stetig drehenden Mühle, die einem den letzten Rest Lebensfreude aus den Knochen schlägt…
Aber Christof: mach weiter so 😉
Freu mich über jeden Einblick in (d)ein schöneres Leben ;-D
hi christof
wir sind stolz auf dich und beneiden dich was du alles erleben darfst… na ja net alles (die blutekel z.B)
aber tausend dank, dass wir so toll über deine reise und erlebnisse informiert werden dürfen so können wir uns in das eine oder andere hineinversetzen
es grüßen dich aus der heimat
die daheimgebliebene
fam. falkner
Hallo Christof, ein 25er Schnitt mit dem ganzen „Geraffel“ ist der Hammer! Du hättest Sibirien und die Mongolei in fast der Hälfte der Zeit geschafft! Wir haben´s damals auf 14,61km/h gebracht. – Man achte auf die 2 Stellen hinter dem Komma 😉 . Weiterhin gute Fahrt und viele schöne Erlebnisse!! Pit
Lieber Pit, auf glattem Asphalt und ohne nennenswerte Hoehenmeter schaffst du das auch.
Gruss gemmafort
Lieber Christof,
endlich habe ich es auch geschnallt wie das funktioniert mit der bloggerei!
Also ich bin ich gar nicht neidisch auf Deine Erlebnisse und wie ich Deine Radl-Leistungen einstufen kann weis ich nicht, denn mir sind die Umstände ja nicht bekannt! Es könnte ja immer ein kräftiger Wind von Hinten gewesen sein oder es ging immer nur den Berg hinunter usw.
Daheim zu sein hat doch auch was! Dieses geregelte Leben jeden Tag zu missen kann ich mir nicht vorstellen. Mein Büro hat Fenster nach Süden. Wenn ich links über den 2 Monitor aufblicke, sehe ich den abbaurand einer Sandgrube mit schönem gelben Sand. Daran schliesst sich ein Wald mit Föhrenbewuchs an, welcher leicht den Hang ansteigt zum Grassahof! Der Sand übrigends ist Flugsand aus Afrika!!!!!
Was will ich denn mehr! Da bleibe ich sogar Mittwoch, wo ich sonst immer ab 17:00 Uhr mit Freunden in der Halle plastikkletteren mache, gerne hier und geniesse das Bewusstsein, „gut“ aufgehoben zu sein!
Allein der Gedanke, am Sonntag keine Knödel mit einem Schweinern zu bekommen, lässt mich ebenfalls Handschweiß erzeugen. Das Radlen ist auch so eine Sache. Immer tut einem der Hintere weh, die Trinkflasche ist viel zu schnell leer und wenn man einen Platten hat geht es nicht mehr weiter. Da ziehe ich schon meinen Automatik mit Tempomat vor. Ersatzreifen brauch ich da auch keinen mehr, denn da liegt hinten ein Fläschen rum welches alles richtet! Ist doch viel angenehmer, finde ich!
Deine Berichte lese ich mit größter Freude, auf die Bilder kann ich gar nicht warten so neugierig bin ich! Ich s´chau die immer auf Arbeit an wenn es mir langweilig ist. Dann habe ich nach Feierabend mehr Zeit und weil die bilder so schön sind brauch ich auc selbst nicht hinfahren.
Jetzt bin ich schon auf deine Berichte aus daunander gespannt.
Pass gut auf Dich auf und ich freue mich schon auf ein Wiedersehen!!!
jahaa, bruder,
ich schließe mich meinem unneidischen vorredner an und ergänze das tableau der wunderbaren heimeindrücke noch durch tagelangen fieselregen bei temperaturen nahe der nullgrad (gefühlt, gemessen sind’s angeblich über 10), herzzerreißend freundlichen autofahrern, die jagd auf alles machen, was sich auf zwei rädern bewegt und nur aufgrund der anwesenheit lästiger bullenschachteln sich nicht zu obsiegen trauen. solcherlei haben deine urlaubereien nämlich nicht zu bieten, oder aber du verschweigst wesentliche highlights – denn man fährt doch angeblich nur fort, um die heimat schätzen zu lernen…
den ersten meldungen von ‚da unten‘ vorgreifend aber würd ich schon gerne wissen, warum du von den blue mountains als rotem fels schwärmst? achja, und stimmt eigentlich das gerücht, daß dein bisheriges konditionstraining ausreichend war, um nach australien per radl, also unter ausnutzung der oberflächenspannung des angeblich dort vorhandenen, die kontinente trennenden großen wassers zu fahren? kann man wirklich flugbenzin durch monatelanges ganztagstraining einsparen? fragen über fragen…
herzlich, die schwester