Grenzgaenge

Ranong liegt an einer tief in die Halbinsel einschneidenden Bucht der Adamanensee, die durchwoben ist mit Inseln und so fast ein Binnenseegefuehl erzeugt. Auf der anderen Seite ist Myanmar. In der Stadt ist die Naehe zu Burma gut spuerbar, die Maenner in Wickelroecken, denen man begegnet sind Birmesen und ebenso die schlanken Frauen mit ihren ernsten fast indisch wirkenden Gesichtern. Neben ihnen machen sich die Thaifrauen staemmig aus – tatsaechlich sind die meisten pummelig hier – und sie betonen gerne, wie um doch zu punkten, dass den Gazellen vom anderen Ufer das Laecheln fehlt.

Man muss, um sein Visum zu verlaengern Thailand verlassen und neu einreisen. Eine merkwuerdige Regelung, die einen eigenen Unternehmenszweig „Visarun“ in Thailand entstehen lies und den Nachbarlaendern Visagebuehren fuer Eintagesvisa in die Kassen spuehlt. Ich mache also diesen Tagesausflug, denn meine Aufenthaltsgenehmigung endet am 20. Januar. Kaytops Schwester Tongpop begleitet mich. Zunaechst hole ich mir einen Austrittsstempel im Immigration Office. Ein erster Schlepper verlangt den vierfachen Faehrpreis und blitzt ab.

Nur wenig spaeter draengeln wir uns durch eine der windschiefen hoelzerenen Lagerhallen, hinter der sich statt einem Landesteg eine „Draengelzone“ fuer Longtailboote befindet. Ueber Duzende Anleger balancieren wir in das Boot, das unser Schlepper zu befuellen im Begriff ist. Warum ausgerechtet das jetzt dran ist, bleibt dem ungeuebten Auge ein Raetsel. Wir legen ab aus diesem unglaublichen Getuemmel und kehren doch noch einmal fuer einen weiteren Fahrgast zurueck. Behutsam laesst der Skipper sein Boot zwischen die anderen reinkrachen und treibt so wie ein Keil die anderen Boote auseinander. Die Boote tragen deutliche Spuren dieser vom Autoscooter wohlbekannten Art der Navigation.

Noch bevor wir auf die Adamanensee hinausfahren landen wir beim ersten Immigration Checkpost und das selbe Gedraenge wie am Hafen wiederholt sich hier. Ein Boy klettert mit den Paessen der Passagiere hoch zu dem Officehaeuschen. Die Longtailboote bieten den Anblick einer nicht mehr ganz modernen Seeschlacht. Die See schwappt, die Logtails spritzen Wasser durch die Luft. Peilpunkt ist eine vorgelagerte Insel, auf der schon von Ferne eine grosse goldene Buddha-Statue zu sehen ist. Hier befindet sich ein weiterer Checkpoint der Thai-Immigration. Das Ritual des Kampfes unter den Booten um die schnellste Abfertigung wiederholt sich hier, bevor es hinaus auf den Meeresarm geht. Auch diesmal peilen wir erst wieder ein dem Festland vorgelagerte Insel an, auf der diesmal die Birmesen kontrollieren. Die letzte Station bringen wir an Land hinter uns. Im Immmigrationoffice sind die Preise angeschrieben. Sie haben sich seit 2005 verdoppelt. mit der 14-Tages Aufenthaltsgenehmigung, Kostenpunkt 10 US$ kann man realistisch gesehen nichts anfangen, denn man darf die Stadt nicht verlassen. Fuer Tongpop kostet das gleiche Visum 30 Baht, weniger als einen Dollar.

Wir schlaengeln uns durch den engen Basar. Tongpop scheint auf der Flucht zu sein. In einer zur Hafenpromenade parallelen Strasse wird es ruhiger und wir streben dem Tempel auf einem Huegel zu. Der innere Bereich ist weiss gefliest. ich kneife die Augen zu so sehr blenden die Kacheln und geniese gleichzeitig barfuss ihre Kuehle. Ein Mopp bettelnder Kinder stoert unsere Kontemplation so sehr, dass wir uns in einen weniger sauberen, aber fuer die Kinder offenbar tabuen Bereich der Klosteranlage zurueckziehen. Sie gehoert angeblich zu den bedeutensten des Landes, vielleicht weil sie so viele Dioramen aufweist, die um die Stuppa herum wohl geschichtliche Szenen illustrieren. Selbst wenn sie, wie die Freskos in unsren alten Kirchen auch, dazu da sind oder waren einem Analphabeten religioese Unterweisung angedeihen zu lassen, haetten wir doch Erklaerungen gebraucht. Merkwuerdig, dass sich dazu kein Erwerbszweig gebildet hat – Betteln ist einfacher.

Als wir den Wat verlassen, kommen wir wieder unweigerlich in das Fahrwasser der Schlepper. Tongpop und ich wollen nicht das Gleiche, was einem Besuchsprogramm im Wege steht. Wir verstaendigen uns darauf nach Thailand zurueckzufahren und so dem staendigen Werben um meine Bahts zu entgehen. Die Prozedur der Herfahrt wiederholt sich spiegelbildlich. Schaukelnde Boote draengeln aneinander, rufende Schlepper, nur dass jetzt die Sonne heisser geworden ist, die meisten Passagiere sich unter Sonnenschirmen vor ihr schuetzend mit Puder bestaeuben, um den Schweiss zu absorbieren.

Ein kleiner Zwischenfall wuerzt die Ueberfahrt als bereits auf der Thaiseite sich herausstellt, dass einer der Fahrgaeste, wie alle ausser uns Birmese, keinen Pass hat. Debatten, Versicherungen ihn eben erst verloren zu haben, Krisenmanagement via Handy. Offenbar gibt es eine Loesung am Immigrationcheckpoint fuer den jungen Mann (fuer 30 Baht). Es ist schon interessant, mit welcher Stoik die uebrigen Passagiere die Verzoegerung hinnehmen, kein Murren.

Als wir mit dem Zweibaenker, genannt Sawthawng Ranong erreichen, bin ich mehr geschafft als nach einem Radltag. Mein Visum reicht nun bis zum 2. Februar, die Thais sind kleinlich mit der Berechnung der Aufenthaltstage, zaehlen den Einreisetag mit. Ich rechne nach: 6 Tage bis nach Malaysia von Christians Abreise an sollten reichen.

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