Meine Erwartungen waren nicht zu hoch gesteckt. Flachetappen haben mich noch nie faszinieren koennen und scheinbar will die tropische Hitze auch nicht unbedingt Rekordjagden um viele Tageskilometer unterstuetzen.
Gleich am ersten Tag nach Weihnachten verkalkulierte ich mich etwas. Erst um halb drei kam ich los, weil der Koenigspalast mit seinen vergoldeten Tuermen und endlosen Wandfriesen doch laenger fesselte als vorhergeahnt. Bangkok hat alle Gesichter grosser Staedte, die man sich denken kann: Die Skyline von Manhattan, die Kanaele von Venedig und der Koenigspalat laesst sich ohne Uebertreibung in einem Atemzug mit dem Kreml nennen. Wie bereits befuerchtet war Damnoen Saduak nicht 60, sondern 107km entfernt und trotz der Brettlebene durch die ich raste nicht mehr bei Tageslicht erreichbar. Ich bezog ein Hotelzimmer in Fusswegentfernung des beruehmten „schwimmenden Marktes“, dessen buntes Treiben in jedem Bildband ueber Asien zu finden ist und war ganz happy, dass ich beim Schlendern ueber den Nachtmarkt nicht nur den Magen fuellen konnte, sondern auch ein Schild „old market“ entdeckte. In der Meinung den Touristenhorden ein Schnippchen zu schlagen, fuhr ich schon um 1/2 7 noch in der Morgendaemmerung den Schildern nach und legte meine Kamera in Anschlag. Mit asiatischer Stoik ertrug ich die Enttaeuschung, dass sich gar nichts entwickelte, die Boote ausblieben. Bei einer Schuessel Nudeln wurde ich von der Koechin geweckt: „dein Markt ist einen Kilometer weiter oben“. Als ich entlang der verschlafenen Kanaele die naechste Wasserstrasse erreichte sah ich sie: Eine Armada von Lontailbooten, die mit droehnenden Motoren die Touristen heranschaufelten zu einem bunten Markt, zu dem ich aber bereits zu spaet kam, denn auf ein Boot einer Gewerbetreibenden kamen bereits drei Boote von Schaulustigen. Etwas enttaeuscht und aegerlich auf mich selbst zog ich ab und fuhr weiter.
Es wurde nicht der gluecklichste Tag, obwohl ich Nebenstrecken befuhr, die in meiner Karte nicht verzeichnet waren und ich so dem Verkehr entkam. Kaum hatte ich den Golf von Thailand erreicht, las ich auf grossen Bandarolen: „Cheat the Farang, we have been cheated“ und „Get out Farang“ und diese auslaenderfeindlichen Parolen bezog ich sehr auf mich. Es sollte ein paar Tage dauern, bis die freundlichen Menschen mir gezeigt hatten, dass das eine Randgruppenmeinung ist.
Erst am naechsten Tag, als ich Hua Hin hinter mir gelassen hatte, wurde die Landschaft interessanter, weil nicht mehr bretteleben. Hunderte Kilometer war ich unter Palmen entlang gefahren, immer mit demselben Blick auf weisse Sandstraende, auf Kuehe unter Kokusnusspalmen, denen weisse Reiher das Ungeziefer aus dem Fell picken. Endlich hob das beeindruckende Massiv des Sam Roi Yot den Horizont. Eine Nationalparksgrenze durfte ich ohne Gebuehren zahlen zu muessen, ueberqueren und so erreichte ich am Abend eine Bucht mitten zwischen schoenen Kaerstkegeln: Vorgeschmack auf den Sueden.
Obwohl die Landschaft wieder zu ihrer monotonen Ebenheit zurueckfand, blieb die Laune gut, denn bei jeder Pause hatte ich interessante Begegnungen mit thailaendischen Touristen, die ueber den Jahreswechsel aus Bangkok an die Straende stroemten und mit ein paar Brocken Englisch nette Gespraechspartner waehrend meiner Pausen abgaben. Ich erreichte Chumphong wie geplant an Sylvester, indem ich den Nachmittagregen als Kuehlaggregat nutzend eine 161 km Etappe hinlegte. Der Sylvesterabend selbst verlief dann voellig unspektakulaer, mit einer kleinen Feier in den leeren Strassen dieser Provinzhauptstadt.
Hallo Christoph;
schöne gemacht dein Weblog. Gefällt mir wie du schreibst, sehr anschaulich und lebhaft. Auf deinen weiteren Wegen viel Glück und Erfolg! Georg